Leucin

Leucin ist eine der für den Menschen unentbehrliche Aminosäure (früher: essenzielle Aminosäure). Die biologisch aktive L-Form (L-Leucin) kommt in der Natur als Bestandteil von Proteinen vor. Gemeinsam mit Isoleucin und Valin gehört Leucin, aufgrund seiner Struktur, zu den verzweigtkettigen Aminosäuren, die auch als BCAA (Branched Chain Amino Acids) bezeichnet werden.

Funktion und Bedeutung im Körper

Leucin wird zum Aufbau von Proteinen benötigt (proteinogen). Es muss über die Ernährung in ausreichender Menge zugeführt werden. Leucin ist beispielsweise am Erhalt und Aufbau des Muskelgewebes beteiligt, unterstützt Heilungsprozesse und kann auch als Energielieferant dienen.

Bedarf und Empfehlungen für die Zufuhr

Ein physiologischer Bedarf besteht bei strenger Betrachtung nicht für Protein, sondern für das Element Stickstoff und die 9 unentbehrlichen Aminosäuren. In den aktualisierten D-A-CH-Referenzwerten für die Proteinzufuhr werden daher ergänzend Schätzwerte für die Zufuhr von unentbehrlichen Aminosäuren für Säuglinge von 0 bis unter 4 Monaten und der durchschnittliche Bedarf an unentbehrlichen Aminosäuren für Säuglinge ab 6 Monaten, Kinder, Jugendliche und Erwachsene angegeben.[1] Die Ableitung der Schätzwerte orientiert sich am Aminosäurengehalt in Frauenmilch. Für Leucin liegen die Schätzwerte für Säuglinge zwischen 272 und 132 mg/kg Körpergewicht/Tag. Der durchschnittliche Bedarf für Leucin für die übrigen Altersgruppen liegt zwischen 73 und 39 mg/kg Körpergewicht/Tag.

Es gibt von FAO/WHO Empfehlungen für eine adäquate Versorgung von Erwachsenen mit Leucin, die auf 5,9 g/100 g Protein geschätzt wird.[2] Diese Menge ist auch in den gesetzlichen Vorschriften für die Zusammensetzung von Tagesrationen für eine gewichtskontrollierende Ernährung vorgegeben.[3]

Das BfR hat aus Daten von Tierstudien für Erwachsene einen Orientierungswert für eine tolerierbare (sichere) zusätzliche Zufuhr von 4,0 Gramm Leucin pro Tag abgeleitet. Dieser Orientierungswert gilt für die isolierte Zufuhr der verzweigtkettigen Aminosäure (einzeln oder kombiniert), die zusätzlich zur Nahrung aufgenommen werden kann, z. B. in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder Sportlernahrung.[4]

Lebensmittelquellen

Leucin kommt in proteinreichen Lebensmitteln wie Rindfleisch, Hähnchenbrust, Lachs, Hühnerei, Walnüssen, Weizenvollkornmehl und in getrockneten Erbsen vor. Zur Sicherstellung einer angemessenen Versorgung ist die Aminosäurenzusammensetzung der jeweiligen Proteine und die Bioverfügbarkeit von Bedeutung. Durch gezielte Kombination von Lebensmitteln können mögliche Einschränkungen in der Proteinqualität einzelner Lebensmittel ausgeglichen werden (Ergänzungswirkung).[2]

Verwendung als Aromastoff

L-Leucin hat eine leichte Bitternote. Die Aminosäure wird in der Lebensmittelverarbeitung auch als Aromastoff (FL-Nr. 17.012) eingesetzt.[5]

Einzelnachweise

  1. DGE (2017): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. 3. aktualisierte Auflage.
  2. 2,0 2,1 Technical Report 935 of a Joint WHO/FAO/UNU Expert Consultation (2007): Protein and amino acid requirements in human nutrition. Online unter: [1] (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).
  3. Delegierte Verordnung (EU) 2017/1798 der Kommission zur Ergänzung der Verordnung (EU) Nr. 609/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich der besonderen Zusammensetzungs- und Informationsanforderungen an Tagesrationen für gewichtskontrollierende Ernährung vom 2. Juni 2017. Online unter: [2] (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).
  4. BfR (20. Dezember 2019): Nahrungsergänzungsmittel - Isolierte verzweigtkettige Aminosäuren können bei hoher Aufnahme die Gesundheit beeinträchtigen. Stellungnahme Nr. 052/2019 (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).
  5. VO (EG) Nr.1334/2008 vom 16. Dezember 2008 (EG-Aromenverordnung). Online unter: [3] (letzter Zugriff: 13. Januar 2021).